Lieber gemeinsam wohnen als einsam sein. Das Bedürfnis, sich in einer Wohngemeinschaft zusammenzutun, um sich gegenseitig zu stärken, finanzielle Belastungen zu optimieren und den Alltag angenehmer zu gestalten, wird beileibe nicht nur in studentischen Wohnformen ausgelebt.
Gerade im reifen Alter, in dem sich das eine oder andere Handicap einstellen kann, bietet die Wohngemeinschaft viele Vorteile. Dem Zahn der Zeit – oder besser gesagt der Bedürfnisse – folgt die Wohnungsgenossenschaft Finsterwalde im 90. Jahr ihres Bestehens mit einem besonderen Projekt. Und investiert dafür rund 1,37 Millionen Euro. Seit Wochenbeginn kündet der Riesen-Kran an der Ecke Brandenburger Straße/Anhalter Straße für jedermann sichtbar davon, dass es in der gesamten 5. Etage des Wohnhauses Brandenburger Straße 4 bis 12 zur Sache geht.
Gabriele Brungart und Ullrich Witt, die Vorstände der Wohnungsgenossenschaft, können sich über einen zügigen Baufortschritt freuen. In der gesamten Etage werden derzeit die bisherigen Wohnungen in neuer Struktur in Wohn- und Gemeinschaftsbereiche für insgesamt zwölf Mieter umgestaltet. Die Durchbrüche zwischen den ehemaligen Wohnungen sind erfolgt und dem Betrachter zeigt sich bereits ein langer Gang, von dem künftig alle Wohnungen abgehen und der zu den Funktionsbereichen wie dem großzügigen Gemeinschaftsraum führt. Die Initialzündung, eine solche neue Wohnform im Unternehmen anzubieten, war von einem ähnlichen Projekt in Herzberg ausgegangen. Auch hier hatte Architekt Michael Nickisch die Planung übernommen. Von diesen Erfahrungen kann jetzt die Finsterwalder Wohnungsgenossenschaft profitieren. Dass damit eine zuletzt stillgelegte Etage wieder mit Leben erfüllt wird, kann die Wohnungsgenossenschaft als selbst erdachtes, innovatives Geschenk im 90. Jahr ihres Bestehens betrachten.
Gabriele Brungart glänzen die Augen, wenn sie mit dem Knüller des Projektes aufwartet: Indem an der Giebelseite zur Anhalter Straße etwa 60 Quadratmeter der oberen Etage abgetragen werden, kann eine Terrasse entstehen. Sie ist von allen Mietern des Gemeinschaftsdomizils zu nutzen. Dass die Etage unter dem Aspekt der Barrierefreiheit bequeme Beweglichkeit ermöglicht, gehört zum modernen Sanieren. Auch die an der Südwest-Seite des Hauses vorhandenen Balkone werden einer Kur unterzogen. Und das Vorhaben punktet mit weiteren Trümpfen. Für jeden, der es wünscht, ist das Treppensteigen in die 5. Etage künftig tabu. Im Bereich des Eingangs Nummer 6 wird ein Aufzug eingebaut. Davon profitieren in diesem Teil des Hauses auch die Bewohner weiterer acht Wohnungen in den unteren Etagen. Ullrich Witt ist froh, dass durch den einvernehmlichen Freizug der Wohnungen im Bereich des künftigen Fahrstuhls die notwendige Baufreiheit geschaffen wurde. Die künftig bis zu zwölf Mieter finden sich in einer Wohngemeinschaft zusammen, in der sie selbstbestimmt und gemeinsam ihr Leben mit Blick über die Dächer der Stadt gestalten können. „Das nennt man wahrlich gemeinschaftlich wohnen, ganz im Sinne einer Wohnungsgenossenschaft“, freut sich Gabriele Brungart. Diese Wohnform werde zudem gefördert mit derzeit 214 Euro pro Mieter monatlich, um eine sogenannte Präsenzkraft zu beauftragen, die den Mietern für Verwaltung und organisatorische Aufgaben zur Seite steht.
Am 20. März erfolgte der Baustart für das innovative Projekt der Genossenschaft, im September ist die Fertigstellung vorgesehen. Das bereits vorliegende große Interesse an dem Angebot bestärkt Gabriele Brungart und Ullrich Witt in der Überzeugung, ein Projekt am Puls der Zeit umzusetzen. Allen Bewohnern in der Brandenburger Straße 4 bis 12, die mit Verständnis und Toleranz das Baugeschehen begleiten, danken die Vorstände schon jetzt ausdrücklich.
Tipp: Wer mehr über das Projekt wissen möchte, ist bei der WoGe Finsterwalde, Brandenburger Straße 2g, richtig.
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